Zeitungsartikel über "bonnü"

08.06.2015 19:54

Am 01.06. erschien in der Stuttgarter Zeitung ein Artikel über "bonnü":

Serie: Viechereien Die drolligen Wolllieferanten faszinieren Jung und Alt

Von  

Manuela Gansloser und Steffen Krämer sind dem Alpaka-Virus zufällig verfallen – und leben inzwischen davon. In Bad Überkingen treiben sie das Alpacaland um, züchten die drolligen Tiere und produzieren aus deren Vlies hochwertige Textilien.

Jedes Jahr im Mai bringen Steffen Krämer und Manuela Gansloser ihre frisch geschorenen Alpakas auf die große Sommerweide im Autal Foto: Horst Rudel
Jedes Jahr im Mai bringen Steffen Krämer und Manuela Gansloser ihre frisch geschorenen Alpakas auf die große Sommerweide im AutalFoto: Horst Rudel

Bad Überkingen - Eine saftig grüne Wiese, durchsetzt von gelbem Hahnenfuß, mit Blick auf den Albtrauf, in idyllischer Lage: Wer möchte da nicht mit einem Alpaka tauschen, in aller Ruhe in der Sonne grasen und den lieben Herrgott einen guten Mann sein lassen? Mehr als 300 der sogenannten Neulandkamele dürfen einen derartigen Luxus bei Bad Überkingen Jahr für Jahr genießen, auf der großen Sommerweide im Autal. Die Tiere gehören Steffen Krämer und seiner Lebenspartnerin Manuela Gansloser, erfreuen vor allem aber auch Spaziergänger und Wanderer.

Dass der gelernte Gärtner und die Hauswirtschafterin dem Alpaka verfallen sind, ist schlicht dem Zufall geschuldet. Krämer hielt früher Pferde und suchte, wie er sagt, „nach etwas zum Nachweiden“. Mit der Stute Malachi, die immer noch zur großen Herde gehört, und einigen anderen Alpakas hat vor mehr als 15 Jahren alles ganz klein angefangen. „Irgendwann sind wir dem Virus dann komplett verfallen“, sagt der 46-Jährige. Pferde hat das Paar längst nicht mehr, kann dafür aber von seiner Passion leben.

Während Krämer in seinem „Alpacaland“ züchtet, verkauft, Schulungen und Seminare anbietet sowie mit einem speziellen Show-Team auf Messen und Wettbewerbe geht, hat sich Manuela Gansloser in erster Linie der Verarbeitung der Wolle angenommen. Sie treibt das Textil-Label „Bonnü“ um: vom Scheren über das Design bis hin zur Fertigung ist die 38-Jährige damit gut beschäftigt, lässt einige Arbeiten von anderen Leuten machen, achtet aber darauf, dass die gesamte Produktionskette so nachhaltig wie möglich ist.

Die Alpakas weiden auf naturbelassenen Wiesen, einmal pro Jahr werden sie schonend geschoren. Das Garn und die gesamten Textilien werden ausschließlich in Deutschland gefertigt. „Alles reine Natur von edlen Tieren, deshalb wollen wir auch hochwertig produzieren lassen“, erklärt Gansloser, die ihr Portfolio inzwischen allerdings erweitert hat. So werden die Alpakas auch zu Therapiezwecken und bei sogenannten Auszeitseminaren eingesetzt, die den Teilnehmern zum Abschalten, zum Innehalten, zum Runterkommen und zum Genießen dienen sollen.

„Man macht da eigentlich nichts Besonderes, beobachtet die Tiere, die mit ihren großen Kulleraugen, ihren Wuschelköpfen und ihrem drolligen Äußeren einfach faszinieren“, schildert Steffen Krämer den Seminarablauf, der nur durch gelegentliche Trekkingtouren durch das Filstal – natürlich zusammen mit den Alpakas – unterbrochen wird. Dass an dieser Faszination etwas dran sein muss, zeigt auch die Zahl der sonstigen Sommerweiden-Besucher.

„Wenn unsere Tiere, so wie in diesem Jahr, ein paar Tage später als gewohnt hierher kommen, fragen die Leute schon nach, was los ist“, erzählt Manuela Gansloser. Nun sind die ersten Alpakas aber draußen im Autal, angeführt vom stolzen Alberich, der jüngst bei einem internationalen Wettbewerb in der Göppinger Werfthalle mit dem Titel „Best of Show“ bedacht worden ist. Dort stand der weiße Vorzeigehengst im Übrigen nicht zum ersten Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen.

Zum ersten Mal indes musste sich Steffen Krämer vor ziemlich genau drei Monaten mit einer mehr als unliebsamen Begebenheit auseinandersetzen. Nach wie vor unbekannte Diebe hatten Ende Februar zehn seiner Tiere aus dem Alpacaland in Bad Überkingen gestohlen. Noch immer hat die Polizei keine heiße Spur. Auch der Besitzer hat keinen konkreten Verdacht, ist sich aber sicher, dass die Täter gezielt gehandelt haben. „Die haben nicht einfach das Gatter aufgemacht und wahllos einige Alpakas rausgetrieben“, betont Krämer. Vielmehr seien nur hochwertige Zuchttiere entwendet worden, wodurch auch der enorme materielle Schaden von rund 50 000 Euro zustande gekommen sei. „Da muss man sich schon auskennen und jedes Alpaka einzeln aus dem Gehege tragen“, erklärt er. Der Züchter hat dennoch die Hoffnung, dass sich der Fall noch aufklären lässt. „Ich rechne fest damit, dass die Diebe irgendwann, etwa beim Weiterverkauf, einen Fehler machen.“