Spaziergang mit Alpakas, die zweite

14.09.2015 16:53

Bei unserem zweiten Spaziergang im Rahmen des "Sommer der Verführung" am Mittwoch den 09. September hatten wir Begleitung von der Geislinger Zeitung. Ein paar Tage später ist dieser Zeitungsbericht erschienen:

 

Mit Prioso und Fuego on Tour

Alpakas sind die Künstler der Ruhe und Gelassenheit. Bei einem Spaziergang mit den kuscheligen Tieren durch das Autal bleibt Hektik und Eile auf der Strecke, die Welt der Entschleunigung hat das Sagen.

JOCHEN HORNDASCH |
 

Spaziergänge dienen der Erholung und Entspannung. Hätten Prioso, Puck, Fuego und Bob allerdings die Wahl, würden sie lieber zu Hause bleiben - auf ihrer vertrauten Sommerweide im wunderschönen und ruhigen Autal bei Bad Überkingen. Doch am Mittwochnachmittag hatten sie keine Wahl. Knapp zwei Stunden mussten sie artig und am Strickle durch Streuobstwiesen und auf Waldwegen marschieren. Denn ein Spaziergang gemeinsam mit Alpakas stand im Rahmen der Veranstaltungsreihe Sommer der Ver-Führung auf dem Programm.

Die vier Deckhengste waren die Hauptdarsteller und standen im Mittelpunkt. Manuela Gansloser, neben Steffen Krämer die Chefin vom Alpacaland in Bad Überkingen und Führerin der Tour, legte den vier kuscheligen Paarhufern das Halfter an und übergab die aus großen schwarzen Augen leicht ängstlich blickenden Tiere ihren Begleitern. Jeweils zwei Personen führten ein Tier, eine links am Strick, die andere auf der rechten Seite, ebenfalls mit Führstrick in der Hand. Eine kurze Einweisung durch die Gästeführerin folgte. "Die Alpakas nicht am Kopf, sondern am Hals streicheln und bitte auf Schulterhöhe mitlaufen, um möglichen Tritten zu entgehen." Es konnte losgehen. Der Tross aus fünf Erwachsenen, drei Kindern und den vier dreijährigen Alpakas machte sich unter der Regie der beiden Führerinnen Manuela Gansloser sowie deren Tochter Kim auf den drei Kilometer langen Rundweg durchs Autal. Schon bald fassten die Tiere Vertrauen, es kehrte Ruhe und Gelassenheit ein, die sich von den Vierbeinern auf die Zweibeiner übertrug.

Alpakas stammen ursprünglich aus den südamerikanischen Anden. Ihr dickes Fell schützt sie gegen Wind und Wetter, gegen Kälte, Nässe und Schnee. Schon die Inkas wussten vor über 3000 Jahren um die Qualität der Faser und nannten sie nicht umsonst das Vlies der Götter. Einmal im Jahr, meist im Frühjahr, müssen die Tiere unters Messer, weil andernfalls ihr Fell verfilzen würde. "Ein Tier bringt etwa vier Kilogramm feinste Rohwolle, die zu Wollfäden oder Vlies verarbeitet wird", erklärt Michaela Gansloser. Daraus werden Pullover, Bettdecken, Mützen und Schuheinlagen gemacht. Die Wärmedämmung der sehr feinen und gleichzeitig sehr leichten Faser sei unschlagbar und deshalb teuer. Ein Kilogramm Rohfaser kostet satte 40 Euro. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Schafwolle bringt gerade mal 70 Cent.

Alpakas sind nach den Worten von Manuela Gansloser bescheiden und haben geringe Ansprüche an ihre Haltung. Die je nach Geschlecht zwischen 50 und 80 Kilogramm schweren Herdentiere benötigen bei einer Haltung mit zwei Tieren 1000 Quadratmeter Platz, für jedes weitere Tier sind zusätzlich 100 Quadratmeter vorgeschrieben. "Auf einem Hektar sollten nicht mehr als 15 Alpakas gehalten werden." Auch beim Fressen sind Alpakas genügsam: Ein Kilogramm Heu pro Tag, Raufutter und Gras sowie spezielles Futter mit Mineralstoffen sind für die Wiederkäuer mit ihren kleinen Mägen genug.

Die Lebenserwartung domestizierter Alpakas liegt bei etwa 20 Jahren. Ab dem zweiten Lebensjahr sind die Stuten geschlechtsreif und können das ganze Jahr über gedeckt werden. Der Eisprung wird durch den Deckakt ausgelöst. Aus diesem Grund können Alpakas nicht künstlich befruchtet werden. Die Tragezeit beträgt elfeinhalb Monate. Jungtiere, die im Alpacaland in Bad Überkingen - mit 400 Tieren der größte Zuchtbetrieb in Deutschland - das Licht der Welt erblicken, bleiben bis zu acht Monaten bei ihren Müttern und werden von ihnen gestillt. Erst danach werden sie getrennt.

Nach knapp zwei Stunden hatten Prioso, Puck, Fuego und Bob ihren Job gemacht. Der Ausgangspunkt der drei Kilometer langen Rundtour war erreicht. Die vier Alpakas hatten ihren verdienten Feierabend, den sie gemeinsam mit ihren anderen Deckhengsten auf der Sommerweide im Autal genossen.